Allein die Rechenzentren des Internets stoßen womöglich schon so viel CO2 in die Luft aus wie der gesamte globale Luftverkehr. Die gute Nachricht ist, dass viele der größeren Internetunternehmen sich dessen bewusster werden und häufiger auf erneuerbare Energiequellen für ihre Rechenzentren und Aktivitäten zurückgreifen.
Je mehr Mails wir senden und archivieren, je mehr Filme, Serien und Musik wir streamen und je mehr Dokumente wir in Google Docs bearbeiten, desto mehr Geräte, Server und Antennen werden gebraucht, um unseren immer größeren und scheinbar grenzenlosen Hunger nach Daten zu stillen. Das Internet verringert zwar den Stromverbrauch vieler analoger Branchen. Momentan werden jedoch so viele Menschen und Geräte vernetzt, dass die globale Kommunikation bis 2025 voraussichtlich mehr CO2-Emissionen erzeugen wird als jedes Land – mit Ausnahme von China, Indien und den USA.
In Anbetracht der Tatsache, dass das Internet sich immer weiter ausbreitet, sollte das Thema Nachhaltigkeit stärker priorisiert werden. Das Schürfen von Kryptowährungen zum Beispiel verbraucht extrem viel Strom (möglicherweise sogar genauso viel wie ganz Irland) und ist in Ländern, in denen der Strom billig ist und die Politik mitspielt, in gewisser Hinsicht zu einem eigenen Wirtschaftszweig geworden.
Wer sich das Licht zuhause ganz bequem von einem Sprachassistenten einschalten lässt, löst damit eine Kettenreaktion jenseits der eigenen vier Wände aus, bei der Informationen von einem Rechenzentrum zum anderen fließen – und wieder zurück. Uns kommt selten in den Sinn, dass unser Energieverbrauch über das hinausgeht, was auf unseren Rechnungen für Strom und mobile Daten angegeben ist. Weniger überraschend ist hingegen die Tatsache, dass die Herstellung von Hardware aufgrund der schieren Menge an Smartphones und elektronischen Geräten eine Menge Strom frisst – auch wenn es nach wie vor einfacher ist, nicht an die Berge von Elektroschrott zu denken, wenn wir uns gerade wieder irgendein neues Gerät kaufen.
Prognosen zum Stromverbrauch durch Kommunikationstechnologien
Quelle: Der Anteil der IKT-Technologien am globalen Stromverbrauch von 2015 bis 2025, mit und ohne hohe globale Energieeffizienzgewinne. Total Consumer Power Consumption Forecast (Prognosen zum Gesamtstromverbrauch durch Konsumenten), Dr. Anders S.G. Andrae, Huawei (Oktober 2017)
In ihrem Bericht Click Clean beurteilt die Umweltorganisation Greenpeace die Energiepolitik größerer Internetunternehmen und untersucht, wie viele Rechenzentren durch erneuerbare Energien betrieben werden. Im Jahr 2017 fuhren Apple, Google und Facebook die besten Ergebnisse ein, während die chinesischen Tech-Riesen Tencent und Baidu auf den hintersten Plätzen rangierten.
„Wir erleben gerade, wie einige Unternehmen darum konkurrieren, das Internet so schnell wie möglich zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umzustellen“, berichtete der Greenpeace-Mitarbeiter Gary Cook letztes Jahr. Netflix, ein Video-Streaming-Dienst mit über 90 Millionen Abonnenten, soll zum Beispiel mithilfe einer Kampagne dazu angeregt werden, auf erneuerbare Energien umzustellen. Wie sich gezeigt hat, konnten diese Bemühungen tatsächlich bereits ein Umdenken bewirken.
Wir können die negativen Auswirkungen des Internets auf die Natur nicht länger ignorieren. Um dem entgegenzuwirken, können wir unsere Webseiten nachhaltiger gestalten und grünes Webhosting nutzen. Wir können den Technologiesektor dazu drängen, das Thema erneuerbare Energien genauso innovativ anzugehen wie andere Geschäftsbereiche. Auch der Ausbau des Breitband-Internetzugangs bietet Potenzial für die Nutzung erneuerbarer Energien: Vor allem in Gebieten, in denen es nur wenig Strom gibt, könnten Regierungen das Augenmerk viel mehr auf erneuerbare und netzferne Varianten der Stromversorgung richten, als sie es derzeit tun.
Bewertung der Richtlinien zur Nutzung erneuerbarer Energien in Technologieunternehmen durch Greenpeace
Quelle: Click Clean, Greenpeace (2017)