Ugo Vallauri
Ugo Vallauri. Foto von The Restart Project (CC BY-SA 4.0).

Elektronische Geräte ermöglichen und moderieren unseren Umgang mit dem Internet. Das hält Technologieunternehmen allerdings nicht davon ab, die Lebensdauer ihrer Produkte drastisch zu reduzieren, indem sie entweder keine Software-Updates mehr liefern oder keine Produktunterstützung anbieten. Einige Hersteller programmieren ihre Geräte sogar so, dass sie nach einer bestimmten Zeit einfach aufhören zu funktionieren. Solche Methoden können dem Wohl eines Unternehmens durchaus dienen – allerdings müssen der Endverbraucher und die Umwelt dafür einen hohen Preis zahlen.

Ugo Vallauri ist einer der Gründer des Restart Projects, eines sozialen Unternehmens mit Sitz in London, das den Menschen dabei helfen will, die Kontrolle über ihre Geräte wiederzuerlangen. Auf sogenannten „Community Repair Events“ sollen sie lernen, wie sie diese reparieren können. Vallauri betrachtet das Internet als Ökosystem mit einem eigenen ökologischen Fußabdruck. Die Beziehung zwischen elektronischen Geräten und ihren Nutzern ist ein wesentlicher Bestandteil einer nachhaltigen Umwelt. Auf den Repair Events können die Teilnehmer neue Fähigkeiten erlernen und den Mülldeponien unnötigen Abfall ersparen. Die Organisatoren tragen währenddessen wertvolles Wissen über die häufigsten Probleme und deren Lösungen zusammen, um stichhaltige Argumente für leichter reparierbare Produkte liefern zu können.

Durch das „Internet der Dinge“ werden wir auch in unserem Alltag zunehmend von Elektronik abhängig. Wir müssen uns nicht mehr nur um unsere Drucker und Laptops kümmern, sondern auch um unsere Kaffeemaschinen, Rasensprenger und alle anderen Haushaltsgeräte, die auf aktuelle Software und technisches Know-how angewiesen sind, um zu funktionieren. Dementsprechend furchteinflößend ist der Ausblick in eine Zukunft, in der all diese Geräte innerhalb weniger Jahre kaputtgehen könnten – und dadurch noch mehr Elektroschrott produzieren. „Wir alle müssen unser Bewusstsein für die Herausforderungen, die damit einhergehen, diese ganzen Geräte in Schuss zu halten, schärfen – und auch für die Grenzen dessen“, warnt Vallauri.

Ihm zufolge verkaufen Unternehmen durchaus aus Profitgründen regelmäßig neue Geräte an die Verbraucher; allerdings sind für einige von ihnen auch die Kosten für Kundenbetreuung und Wartung zu hoch. Das Restart Project und die Reparatur-Community insgesamt möchten dem Trend entgegenwirken, dass eben diese Kosten auf Endverbraucher und Umwelt abgewälzt werden, und stattdessen eine Welt schaffen, in der Qualität und Langlebigkeit durchaus tragfähige Geschäftsmodelle sein können.

Im Jahr 2017 feierte das Restart Project sein fünfjähriges Jubiläum mit einer riesigen Messe in London – dem sogenannten FixFest – und führte so Reparatur-Initiativen aus der ganzen Welt zusammen. Die Teilnehmer riefen den internationalen Tag der Reparatur aus, der jedes Jahr im Oktober stattfinden soll, und schlossen sich zu einer neuen Open Repair Alliance zusammen, um Hersteller und Kontrolleure zum Umdenken zu bewegen.

Doch das Restart Project will nicht nur Geräte und unser Verhältnis zu ihnen reparieren, sondern auch die Menschen dabei unterstützen, das virtuelle Ökosystem als Ganzes zu verstehen, sich darin zurechtzufinden und es zu verbessern. In dem Wissen, dass die Reparatur-Community männlich dominiert ist, haben die Projektinitiatoren eine Veranstaltungsreihe unter dem Namen Rosie the Restarter ins Leben gerufen, um die Events und Hackerspaces offener für Frauen und nicht-binäre Individuen zu gestalten.

Auch wenn viele Menschen nur wenig über Elektronik wissen, machen sie täglich von den Leistungen ihrer eigenen Geräte Gebrauch. Mit ein klein wenig Hilfe von Initiativen wie dem Restart Project können sie ein noch besseres Verständnis für Technologie entwickeln und so mehr Kontrolle darüber gewinnen. Das nützt sowohl den Konsumenten als auch der Umwelt und dem Internet.

Dieser Artikel basiert auf einem ausführlicheren Interview mit Ugo Vallauri, das über Mozillas Webportal „StoryEngine“ aufgerufen werden kann.