Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung hat inzwischen Zugang zum Internet. Das allein sagt aber noch nichts darüber aus, mit welcher Qualität sie das Internet erleben und welche Kosten damit verbunden sind. Für die Überbrückung der digitalen Spaltung ist die Geschwindigkeit des Internets ein ebenso wichtiger Faktor wie seine Erschwinglichkeit.
Von ganzen Ländern über eher ländlich geprägte Regionen bis hin zu einzelnen Häuserblöcken gilt: Ob das Internet schnell ist oder nicht, hat einen Einfluss darauf, wer Filme und Musik streamen, Online-Kurse belegen, seine Finanzen verwalten oder im Netz arbeiten kann – und wer von diesen Möglichkeiten ausgeschlossen ist.
Die traurige Realität ist, dass das langsamste Breitband-Internet der Welt gleichzeitig auch das verhältnismäßig teuerste ist. Einem Bericht der Alliance for Affordable Internet (A4AI, dt. etwa: Allianz für erschwingliches Internet) aus dem Jahr 2018 zufolge sind die Downloadgeschwindigkeiten (in Mbit/s) in den Weltregionen am niedrigsten, in denen das mobile Breitband-Internet im Vergleich zum monatlichen Durchschnittseinkommen das Meiste kostet.
Die Allianz bezeichnet dies als „doppeltes Hindernis, das einem vernünftigen Internetzugang im Weg steht“.
Um von der A4AI als erschwinglich eingestuft zu werden, darf ein Gigabyte an mobilen Breitband-Daten nicht mehr als zwei Prozent des monatlichen Durchschnittseinkommens kosten.
Mithilfe der Daten von M-Lab, einer Open-Source-Plattform zum Testen der Internetgeschwindigkeit, stellt der Bericht der A4AI zur Schau, dass Afrika zum Beispiel das vergleichsweise teuerste und langsamste Internet der Welt hat. Die dortige mittlere Downloadgeschwindigkeit (Median) beträgt weniger als ein Siebtel dessen, was in Europa üblich ist.
Bis ein Video auf YouTube fertig geladen hat, braucht man in den meisten europäischen Regionen praktisch gar nicht zu warten. In einigen Gegenden Afrikas, Lateinamerikas und Asiens hingegen, in denen das Internet langsam ist, kann der gleiche, einfache Akt mehrere Stunden dauern und erfordert daher eine Menge Geduld.
Sowohl geografische als auch politische Gründe tragen dazu bei, dass das Internet langsam und gleichzeitig teuer ist. Kleinere oder dünner besiedelte Länder und Regionen haben zum Beispiel weniger Möglichkeiten, Einsparungen durch Größenvorteile zu erzielen, weshalb sie oft mit höheren Kosten konfrontiert sind.
Für Inselstaaten können zudem weitere Herausforderungen dazukommen, weil sie möglicherweise auf Unterseekabel angewiesen sind, um auf nationaler wie internationaler Ebene angebunden zu sein. So benötigen Länder wie die Philippinen, die sich aus mehreren Inselgruppen zusammensetzen, eine Vielzahl solcher Kabel und Landepunkte, was die Komplexität und die Kosten der Internetanbindung erhöht.
Wenn die Preise für Konsumenten gesenkt werden sollen, müssen Regulierungsbehörden laut A4AI Anreize für einen gesunden Marktwettbewerb liefern, klare und umsetzbare Regeln aufstellen, Transparenzstandards fördern, öffentliche Befragungen durchführen und regional angepasste Strategien entwickeln. In Kolumbien zum Beispiel wurden sowohl die Regierung als auch Internetbetreiber, Bürgergruppen und Konsumenten in die Regulierung der Dienstgüte (engl.: Quality of Service, oder QoS) für höhere Internetgeschwindigkeiten eingebunden.
Um die spezifischen Herausforderungen einzelner Länder zu bewältigen, müssen politische Entscheidungsträger, Regulierungsbehörden und Internetbetreiber vorausschauend planen und sich langfristig engagieren. Nur so können weltweite Mindeststandards für ein schnelles, zuverlässiges und erschwingliches Internet gewährleistet werden.
Wie wirkt sich Deine Internetgeschwindigkeit darauf aus, wie Du es nutzt?
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