Musikern die Kontrolle über ihre Musik geben

CASH Music ist eine gemeinnützige Alternative zu den großen Online-Vertrieben der Musikindustrie

Seinen Lebensunterhalt als Musiker zu verdienen, war schon immer schwierig. Das Internet bietet vielen Künstler die Möglichkeit, ihre Geschäfte selbst in die Hand zu nehmen, und zwar vollkommen unabhängig von anderen. Damit stellen sie sich den bestehenden und neuen Musik-Monopolen entgegen, die momentan den Verkauf und Vertrieb von Musik dominieren.

Die digitale Revolution sorgte dafür, dass die Musikindustrie Kopf stand. Inzwischen gibt es allerdings einige Streaming-Dienste, die dabei sind, Fuß zu fassen. Spotify hat weltweit die meisten Abonnenten und möchte gerade Soundcloud kaufen. Apples Übernahme von Beats im Jahr 2014 und der darauffolgende Start von Apple Music sorgte für Konkurrenz auf dem Markt. Und auch Amazon hat vor Kurzem Amazon Music Limited gestartet. Wenn es nur ein paar monopolisierende Unternehmen gibt, die kontrollieren, was für Musik gespielt wird, und den Künstlern nur Tausendstel eines Cents für jedes gespielte Lied geben, wie soll ein Musiker dann davon leben?

Das gemeinnützige CASH Music aus den USA hat für Künstler eine Sammlung von kostenfreien Online-Tools entwickelt, mit denen diese ihre eigene Musik vermarkten und verkaufen sowie mit Fans kommunizieren können. Kurz gesagt: Sie können ihre Karriere nun selbst in die Hand nehmen.

Maggie Vail, die Geschäftsführerin von CASH Music, war Vizepräsidentin des kultigen Alternative-Rock-Labels Kill Rock Stars bevor sie sich dem CASH-Gründer Jesse von Doom anschloss. „Das Wichtigste im Musikgeschäft ist die Beziehung zwischen den Musikern und ihren Fans“, sagt Vail.

Maggie Vail und Jesse von Doom von CASH Music. Foto von Taryn Mazza.

Vail ist davon überzeugt, dass die Online-Heimat der Künstler komplett von ihnen selbst kontrolliert werden sollte. Und genau das ist es, was CASH ihnen durch die Nutzung von speziell für Musiker und Künstler entwickelten Open-Source-Tools ermöglicht. Ein paar ihrer Nutzer sind weltweit berühmte Künstler, wie Lenny Kravitz, Andrew Bird, Metric und The Lumineers.

Als das legendäre Hip-Hop-Trio De La Soul die Crowdfunding-Seite Kickstarter nutzte, um ihr neues Album zu finanzieren, gab es noch kein Tool, mit dem man das Album den Unterstützern digital zulassen kommen oder es auf dem Verkaufszahl-Tracker SoundScan verfolgen konnte. Also hat CASH eines programmiert. De La Souls Album „And the Anonymous Nobody“ landete im August 2016 auf Platz 1 der Rap-Charts und das Programm zur Veröffentlichung ist bald für alle Nutzer auf dem Markt erhältlich.

Als ehemalige Tourmusikerin hat Vail bei ihrer Arbeit eine künstlerfreundliche Einstellung und warnt Nutzer davor, dass Musikkonzerne nicht immer im besten Interesse der Künstler handeln. Vail vermutet, dass gestreamte Musik auch in Zukunft ihre Position im Markt festigen wird und sorgt sich darüber, was geschehen würde, wenn Musikkonzerne noch mehr Kontrolle über die gespielte Musik bekämen.

Gemeinnützig zu sein ist das Grundprinzip von CASH: Ihre Software wird für Künstler immer kostenfrei bleiben. Mit nur dreieinhalb Vollzeitmitarbeitern hat CASH über 12.000 aktive Plattform-Nutzer. Das Projekt wurde bislang hauptsächlich durch von Dooms Stipendium der Shuttleworth Foundation finanziert.

Es ist ein langsamer Prozess, aber bisher waren wir in der Lage, auf tragbare Weise zu wachsen“, sagt Vail.