Creative Commons – die Organisation, die es Millionen von Menschen ermöglicht, das traditionelle Urheberrecht zu umgehen und Werke offen zu teilen oder wiederzuverwenden – hat eine neue Mission: Sie will dem Online-Sharing einen größeren Sinn verleihen und das Band zwischen den Menschen stärken.

Creative Commons entstand im Jahr 2001, als die Vorstellung, dass das Internet ein geeigneter Ort für den globalen Austausch von Wissen, Kultur und Kreativität sein könnte, noch ganz frisch war. Wer seine Werke nur zu gerne zum Wiederveröffentlichen und neu Zusammenstellen verfügbar gemacht hätte, hatte nicht die Mittel, um das auf einfache und sinnvolle Weise zu tun.

Claudio Ruiz
Claudio Ruiz. Aufgenommen von Sabino Aguad (CC BY-SA 4.0).


Seit 2016 sind mehr als
1,2 Milliarden individuelle Werke unter „CC-Lizenz“ im Internet verfügbar. Nicht nur größere Plattformen wie YouTube, Wikimedia und Medium haben diese Lizenz inzwischen als Standard übernommen, sondern auch unzählige kulturelle, wissenschaftliche, Bildungs- und Regierungseinrichtungen auf der ganzen Welt. Ein Riesenerfolg also!

…wenn man davon absieht, dass Creative Commons zweifellos vor einigen Schwierigkeiten stand. „Die Größe der Commons ist nicht so wichtig wie der Umstand, ob und wie die darin enthaltenen Werke im Einklang mit unserer Vision und Mission genutzt werden“, steht in einem Fünfjahresplan, der 2015 vom Vorstand abgenickt wurde.

Weiterhin ist dort zu lesen: „Ein Werk, das zu den Commons hinzugefügt wird, ist ein großes Geschenk. Aber die Beitragenden bekommen nur sehr wenig zurück; kein Feedback, keine Analyse, noch nicht einmal ein Like oder ein Dankeschön.“

Der direkte Kontakt zu den vielfältigen Communities, die CC zu einer so starken Präsenz auf der ganzen Welt verholfen haben, ist essenziell. Ein Beispiel sind die Gründer des ersten offenen Datenportals in El Salvador, DatosElSalvador, das Aufzeichnungen öffentlicher Informationen zur Verfügung stellt. Oder die Übersetzer des südafrikanischen Webportals African Storybook, das tausende Kinderbücher frei zur Verfügung stellt.

2013 veröffentlichte Creative Commons zum ersten Mal eine internationale Lizenz. Für die Gemeinschaft, der bereits hunderte ehrenamtliche Mitwirkende aus 85 Ländern angehörten, war das ein Wendepunkt. Zuvor stand die juristische Übersetzung von Lizenzen im Mittelpunkt, doch mit der Zeit bezog die Gemeinschaft auch immer mehr Wissenschaftler, lokale Aktivisten und Ersteller von Online-Inhalten in ihr Tun ein.

Dieser Übergang veranlasste Creative Commons dazu, sich noch einmal mit seinen Kernprinzipien auseinanderzusetzen und darüber nachzudenken, wie es die Wünsche seiner Gemeinschaft in die Tat umsetzen kann.

„2016 führten wir Gespräche mit der Community, um Input von der Basis bis nach oben leiten zu können“, erzählt der Chilene Claudio Ruiz, ein langjähriger Vertrauter des Netzwerks. Er spricht ein richtungsweisendes Forschungsprojekt namens Faces of the Commons an, an dem 80 % der Gemeinschaftsmitglieder aus allen Regionen beteiligt waren.

„Dieser Bericht war ein Meilenstein für uns; er hat uns sehr dabei geholfen, die Hoffnungen und Ängste der Community in vielen verschiedenen kulturellen und geographischen Kontexten nachzuvollziehen“, sagt Ruiz.

Das Ergebnis dieser Evaluierung waren eine neue Netzwerkstrategie und eine Webseite für die Global Network Community, die auch einen Mitgliedschaftsantragsprozess beinhaltet.

„Wir schaffen einen neuen Rahmen, um abzubilden, wie sehr Creative Commons die Inhalte des heutigen Internets wertschätzt. Und wir geben Aktivisten, Künstlern, Bibliothekaren und allen anderen Nutzern der Commons auf globaler Ebene Handlungsmacht und Werkzeuge in die Hände“, erklärt Ruiz.

Zu den Veränderungen zählen unter anderem ein komplett überarbeitetes Verwaltungsmodell und eine verbesserte Verbandsstruktur, um die Zusammenarbeit zu vereinfachen. Zu den derzeitigen Aktionsplattformen des Netzwerks zählen: eine Reform des Urheberrechts, Ressourcen für offene Bildung und Galerien, Bibliotheken, Archive und Museen (GLAM). Je mehr Erfolg Creative Commons mit dieser neuen, beherzten Herangehensweise hat, desto gesünder wird auch das Internet.

Weitere Links

State of the Commons in deutscher Sprache
Network Strategy: the transition towards a new model (Netzwerkstrategien: der Übergang zu einem neuen Modell), Creative Commons Blog (2017)
Faces of the Commons Research, Creative Commons (2017)
Creative Commons 2015-­2020 Organizational Strategy (Creative Commons: Organisationsstrategie für den Zeitraum von 2015-­2020) (2016)