Das Internet gehört uns allen. Es verteilt sich über ein dezentrales Computernetzwerk und kann nicht im Besitz einer einzigen Instanz sein. So sieht es im Idealfall aus – in der Realität jedoch nicht.
Fünf US-amerikanische Unternehmen bestimmen, wie der Rest der Welt, mit Ausnahme von China, das Internet erlebt. Milliarden von Menschen – wir – benutzen und erfreuen uns an den Technologien dieser Unternehmen. Aber ihre Machtposition und ihre Geschäftsmodelle, denen entsprechend sie alles über jeden wissen wollen, stellen eine Bedrohung für die Gesundheit des Internets dar.
Dabei stellt sich eine ernste, immer dringendere Frage: Ist es an der Zeit, Technologiegiganten die Stirn zu bieten oder sie „aufzuspalten“?
Im Jahr 2017 wurde Google von der Europäischen Kommission nach einem siebenjährigen Prozess zu einer saftigen Geldstrafe von 2,8 Milliarden US-Dollar (etwa 2,27 Milliarden Euro) verurteilt. Und im Vorjahr zeigte sich die Übermacht einiger weniger sozialen Medien nur allzu deutlich, als bekannt wurde, dass Facebook, Twitter und Google für eine von Russland ausgehende Desinformationskampagne benutzt wurden, als die US-Präsidentschaftswahlen in vollem Gange waren.
In China könnte der Einfluss des gigantischen Messengerdienstes WeChat ganz neue Dimensionen annehmen, sollte die Regierung ein Experiment, in dem die Konten der rund 900 Millionen täglichen Nutzer gleichzeitig als Personalausweise fungieren, als Erfolg werten.
Telekommunikationsunternehmen stellen wiederum eine Bedrohung für die Dezentralisierung des Internets dar, wenn sie für bestimmte Online-Inhalte wie Nachrichten- oder Musikdienste gesponserte Angebote machen und so kleinere Konkurrenten benachteiligen. Das ist inakzeptabel für all diejenigen, die davon überzeugt sind, dass alle Web-Inhalte gleichwertig behandelt werden sollten. Im Kampf um Netzneutralität konnten zwar einige Schlachten gewonnen werden; er ist jedoch lange noch nicht zu Ende.
Derzeit dreht sich alles um eine Frage: Wie stellen wir wieder ein Gleichgewicht zwischen den größten Internet-Unternehmen und den Milliarden Menschen her, die ihre Dienste jeden Tag nutzen?
Wie sollen wir mit einer Welt umgehen, in der eine Handvoll Unternehmen reicher als viele Nationen sind? Können wir durch Peer-To-Peer-Modelle, die Blockchain und neue Ordnungsprinzipien für soziale Medien ein Stück weit die Kontrolle über Web-Technologien zurückerlangen? Es gibt keine einfachen Antworten auf diese Fragen. Was wir aber tun können, ist, offene und interoperable Dienste, ethischere Geschäftspraktiken und einen Markt einzufordern, der für offenen Wettbewerb, Innovation und Vielfalt von Dienstleistungen für uns alle steht.